Pseudofreundschaften

Oder: Warum echte Freundschaften (unter Frauen) im Patriarchat selten sind

Wir leben seit ungefähr achttausend Jahren im Patriarchat, und das hat längst Auswirkungen auf das menschliche Zusammenleben, wie ich schon öfters in vielen Artikeln auf diesem Blog schrieb. Frauen sind benachteiligt und konkurrieren (um die Männer), weshalb es kaum Solidarität unter ihnen gibt, Männer erfahren ständige Bestätigung und leiden dennoch unter ihrer Sozialisierung, denn diese hindert sie daran, sich und ihr Verhalten zu hinterfragen.

Menschen im Patriarchat sind sich grundsätzlich fremd, sie müssen sich zwangsläufig, wenn sie aus ihrer Ursprungsfamilie hinaus gehen, mit fremden Menschen bekannt machen. Das geschieht schon in der Kindheit, und es können Freundschaften unter ihnen entstehen. Manchmal halten sie ein Leben lang, manchmal aber auch nur kurz. Sehr oft zerbrechen sie wieder, und das hat verschiedene Gründe, die mit der patriarchalen Gesellschaft zu tun haben.

Männer brauchen sich nicht groß darum zu kümmern, Rückhalt und Vertrauen zu finden, sie finden sie leicht bei anderen Männern, aber auch bei ihnen wohlgesonnenen Frauen. Frauen dagegen finden in anderen Frauen nur selten echte Freundinnen. Das hängt u. a. mit ihrem Erkenntnisstand über die Gesellschaft, in der sie leben, und ihrem daraus resultierenden Verhalten zusammen. Sind die Erkenntnisstände sehr unterschiedlich, hat sich die eine Frau weiter entwickelt als die andere, wird dies früher oder später zu unvereinbaren Kontroversen führen. Berührt eine Frau bei der anderen einen wunden Punkt und ist diese noch nicht selbstreflektiert genug, wird sie die andere dafür verantwortlich machen und ihr Vorwürfe machen, anstatt sich ihr eigenes Verhalten näher anzusehen und den eigenen Anteil an der Situation zu erkennen.

Die Frauen, die ich kennen gelernt habe, die sich mit Patriarchatskritik beschäftigen und mit denen ich zeitweise sogar befreundet war, müssten alle längst wissen, dass sie selbst im Patriarchat sozialisiert sind und daher auch zutiefst patriarchale Verhaltensweisen an den Tag legen, zumal ich viele Artikel darüber schrieb, die auch von ihnen gelesen wurden. Aber es stellte sich heraus, dass nicht eine einzige von ihnen meine Erkenntnisse über das Zwischenmenschliche im Patriarchat verstanden hat, selbst dann nicht, wenn sie behaupteten, wie wichtig meine Artikel über dieses Thema seien. Im Gegenteil, am Ende war ich diejenige, die schlimmste Defizite aufweist. Doch in Wahrheit haben sie ihre eigenen einfach nur auf mich projiziert, ohne es zu realisieren. Sie legten problematische Verhaltensweisen an den Tag, ohne es zu merken und ohne zu realisieren, wie sehr sie mir damit Unrecht taten. Ihre Selbstreflexion war bei weitem nicht so fortgeschritten wie ich anfangs annahm. Im Gegenteil, sie fehlte teilweise völlig. Diese Erkenntnis war für mich sehr schmerzhaft und begrub in mir jede Hoffnung, dass sich noch irgend etwas zum Besseren wenden könnte.

Ich will hier mal auflisten, was mir alles so vorgeworfen und unterstellt wurde: Ich fahre jede Patriarchatskritik an die Wand, Liebmädchengedödel, Stockholmsyndrom, Opferrolle, Bulldogge, ich habe getrunken, bei anderen abgeschrieben, Gaslighting, Getrolle, Gestänker, unmögliches Verhalten, Nachtreten, Mobbing, Bloßstellen, in die Ecke drängen, Erpressen, Überempfindlichkeit, ich haue Löcher in meine Boote, habe irgendwelche Züge an mir, ich kann nicht anders, ich kann nicht zum Alltag zurück kehren und noch einiges mehr. In dieser Weise in meine Richtung ausgeteilt wurde immer wieder (Austeilen wurde mir auch schon vorgeworfen), sobald ich meinen Finger in ihre Wunden legte. Sie begegneten mir nicht auf Augenhöhe, sondern schauten auf mich und meine vermeintlichen Defizite hinab. Trotz Klarstellungen wurden die Missverständnisse nicht revidiert, sondern blieben als Urteile bestehen.

Das ist auch der Grund, warum es für mich keinen Sinn hat, noch mit einer dieser Frauen in Austausch zu gehen oder es anzustreben. Eine von denen ist davon überzeugt, dass eine schlechte Kommunikation besser sei als gar keine. Da irrt sie, das Gegenteil ist der Fall, insbesondere dann, wenn eine Person höchst narzisstisches Verhalten aufweist. Mit Narzissten gibt es nur eine Art von Umgang, nämlich gar keinen. Wer einen narzisstisch gestörten Menschen trifft, läuft besser um sein Leben anstatt zu versuchen, mit dieser Person klar zu kommen. Das funktioniert nicht, denn Narzissten sind Energievampire, jeder Umgang mit ihnen geht auf die eigenen Kosten, und es kann sehr teuer werden. Besonders schlimm ist es, wenn Personen aus dem familiären Umkreis narzisstisch veranlagt sind. Sich von ihnen los zu sagen ist unendlich schwer. Aber es ist möglich. Und da es besser ist, sich von Personen mit narzisstischem Verhalten fern zu halten, tue ich es auch mit diesen Frauen, da jede von ihnen mindestens zeitweise narzisstisches Verhalten an den Tag gelegt hat.

Sollte sich doch noch mal eine von den Frauen, von denen ich hier schrieb, auf mein Blog verirren, sei ihr gesagt: Ich verzeihe dir dein Fehlverhalten mir gegenüber erst, wenn du ehrlich und aufrichtig Bedauern zeigst, die Verantwortung dafür übernimmst und dich bei mir entschuldigst. Doch ich weiß auch, dass die Wahrscheinlichkeit, dass das geschieht, gegen Null geht, eher fallen Weihnachten und Ostern auf einen Tag. Aber durchschaut seid ihr, und das kann nicht rückgängig gemacht werden, ganz egal, welchen Abwehrmechanismus du anwendest, um es zu leugnen. Du selbst bist es, die sich entlarvt, bloßstellt, hinstellt. Du ganz allein. Es hat nicht das geringste mit mir zu tun.

Patriarchat abschaffen: So wird das nix

Oder: Warum es zutiefst patriarchal ist, sich gegen Selbsterkenntnis zu wehren

Ich habe mitbekommen, dass sich unter den Matriarchatsverfechterinnen rund um Heide Göttner-Abendroth und den Matrifokaldenkerinnen ein Schlagabtausch entwickelte, und zwar aufgrund eines Artikels über die Frage, ob es matriarchale Gesellschaften gibt oder gab. Dieser Umstand inspirierte mich zu einem neuen Artikel.

Dieser Schlagabtausch zwischen den Matriarchatsverfechterinnen und den sich auf dem logischen und richtigen Weg befindenden Matrifokaldenkerinnen ist typisch für patriarchales Konkurrenz- und Positionsgerangel. Es ist wichtig, sich als patriarchaler Mensch, also auch als patriarchale Frau, als sozialisiert in der hierarchischen, mangelbehafteten ungesunden und dysfunktinonalen Gesellschaft Patriarchat zu verstehen. Dazu gehören auch problematische und ausgesprochen wenig hilfreiche bis toxische Verhaltensweisen. Alle Menschen im Patriarchat weisen diese auf, Matriarchats- und Patriarchatsforscherinnen eingeschlossen. Um diese an sich selbst zu entdecken, bedarf es jahrelanger Übung in Selbstreflexion, aber diese Arbeit und Zeit muss investiert werden, um die eigenen problematischen Verhaltensweisen aufzudecken, und erst dann ist man auch in der Lage, sie an anderen zu erkennen. Sie ist aber unabdingbar nötig, um das toxische patriarchale Verhalten, das wir alle mehr oder weniger zeigen, zu erkennen und abzulegen.

Auch wenn ich mich noch nicht so lange und intensiv mit der Geschichte und der Entstehung des Patriarchats beschäftigt habe wie einige Patriarchatsforscherinnen, so habe ich doch längst den Unterschied zwischen einer hierarchischen Gesellschaft, wie das Patriarchat eben eine ist, und unserer natürlichen angeborenen Soziologie Matrifokalität verstanden. In Gesellschaft sind wir einsam, in Gemeinschaft nie. In einer Gesellschaft sind sich alle fremd, in einer Gemeinschaft kennen sich alle. Die heutigen menschlichen Gruppen im Patriarchat sind immer von irgend einer äußeren Notwendigkeit geformt. Die Menschen darin haben vielleicht gemeinsame Motive und Interessen, aber sie sind sich grundsätzlich fremd. Die Menschen im Patriarchat kennen sich nicht, und daher gehen sie auch oft so unmenschlich miteinander um. Interessen mögen manche zusammen führen, verstehen sie sich aber nicht als Mitglied einer patriarchal funktionierenden Gesellschaft, kann es zu Konflikten kommen, die ohne Selbstreflexion nicht gelöst werden können. Unverständnis, Abwehr, Missverständnisse, Projektionen und Fehlinterpretationen führen zu Entzweiungen.

Da ich mich seit Jahren, immer wieder begleitet von psychotherapeutischer Behandlung, mit meinen eigenen Annahmen, angelernten Verhaltensweisen, Irrtümern, Überzeugungen etc. beschäftige, wurde mir auch eines Tages klar, dass diese ohne das Patriarchat gar nicht existieren würden. Das Patriarchat ist also auch hier die Ursache für alles Leid. Daher wäre es bitter nötig, die Psychologie würde sich mit der Entstehung und den Auswirkungen des Patriarchats beschäftigen. Das aber tut sie nicht, die Fakten werden konsequent ignoriert. Umgekehrt jedoch braucht die Patriarchatsforschung dringend psychologisches Know-How. Die derzeitigen Patriarchatsforscherinnen aber lassen dieses Wissen vermissen. Dabei ist es dringend notwendig, um dem ewigen Schlagabtausch ein Ende zu setzen und wirklich konstruktive Möglichkeiten zu finden, das Patriarchat abzuschaffen. Wenn ich aber an bestimmte Frauen aus diesen Kreisen denke, die sogar ein ausgesprochen narzisstisches Verhalten an den Tag legen, sehe ich da keinerlei Hoffnung. Wenn eine Heide Göttner-Abendroth als „führende Matriarchatsforscherin“ bezeichnet wird, wo doch nur wieder patriarchales Hierarchiedenken reproduziert wird, sehe ich wirklich nicht die geringste Chance, unser natürliches Sozialverhalten Matrifokalität wieder zu entdecken.

Dazu muss auch folgender Irrtum erkannt werden: Das Patriarchat lässt sich nicht mit den eigenen Waffen schlagen! Patriarchale Waffen einzusetzen bedeutet, sich weiterhin im patriarchalen Kontext zu bewegen. Die eigenen patriarchalen Verhaltensweisen dazu benutzen, andere zu diffamieren, zu korrigieren, zurecht zu weisen etc. führt unweigerlich in eine Verhärtung der Fronten. Es kommt Kriegstreiberei gleich. Es wird keine Lösung angestrebt, sondern ein Gewinnen, ein sich Erheben über die Verlierer des Kampfes. Das Wissen um die Entstehung und Auswirkung des Patriarchats jedoch lässt sich nicht mit Zwang durchsetzen, sondern nur durch ein tiefgreifendes Verstehen, wie es funktioniert und was es erhält. Das Patriarchat existiert in den Köpfen. Genau dort muss es auch angegangen werden. In jedem einzelnen Kopf. Das kann nur jeder Mann und jede Frau für sich allein tun, und dazu ist Einsicht nötig. Ohne die Einsicht, die harte Arbeit der Selbstreflexion täglich zu tun und zu üben, haben wir keine Chance, das Patriarchat nachhaltig zu beenden.

Es ist wirklich wichtig, sich mit diesen Dingen zu beschäftigen. Wir müssen unser patriarchales Verhalten hinterfragen. Wenn wir uns aber immer nur gegenseitig mundtot machen und keinerlei Einsichten zeigen, wird sich nicht das geringste ändern, sondern einfach immer wieder nur das Patriarchat reproduziert.

Patriarchat und Narzissmus

Oder: Der ewige zwischenmenschliche Eiertanz

Im Patriarchat ist die Psyche der Menschen nachhaltig gestört. Dies ist allerdings inzwischen, nach tausenden von Jahren patriarchaler Gehirnwäsche, so normal geworden, dass wir es gar nicht mehr bemerken. Wir haben Überlebensstrategien und Taktiken entwickelt, um in der Mangelgesellschaft Patriarchat zu überleben. Dazu gehört auch eine ausgesprochen problematische Kommunikation. Es geht darin nur selten um Wahrheit, Ehrlichkeit, Kennenlernen, Aufrichtigkeit, Verlässlichkeit, Solidarität, Lernen, Bereichern, sondern eher darum, Diskussionen zu gewinnen, eigene Überzeugungen und Annahmen anderen, seien sie auch noch so abenteuerlich, über zu stülpen, auf Standpunkten verharren, sich über andere erheben und diese auszunutzen, zu bewerten, klein zu machen. Eigene Defizite werden auf sich anbietende Mitmenschen projiziert, um die eigene gefühlte Minderwertigkeit aufzuwerten und davon abzulenken. Urteile auf Kosten anderer werden unerbittlich und endgültig gefällt. Wahrheiten werden verdreht und auf den Kopf gestellt, geleugnet, verfälscht oder ausgeblendet. Mitgefühl und Empathie findet sich selten.

Doch ausgerechnet der Narzissmus scheint die Charaktereigenschaft zu sein, die den Menschen zu Macht, Ruhm und Erfolg verhilft. Zu beobachten ist dies u.a. daran, dass äußerst inkompetente, narzisstische Persönlichkeiten, in der Mehrzahl Männer, auf den höchsten und mächtigsten Schlüssel- und Machtpositionen sitzen. Der derzeit auffälligste dürfte der amtierende amerikanische Präsident Donald Trump sein. Aber auch in der deutschen Politik und Wirtschaft wimmelt es nur so von Führungspersönlichkeiten mit höchst problematischen narzisstischen Verhaltensweisen.

Während der Entwicklung des Patriarchats wurde die zwischenmenschliche Kommunikation immer problematischer. Sie bildet genau das ab, was das Patriarchat als solches ausmacht: Es täuscht, manipuliert, leugnet, vertuscht, verschleiert. Genau so aber gehen auch die Menschen darin miteinander um. Es ist üblich geworden, Mitmenschen nicht ernst zu nehmen, sondern für eigene Zwecke zu missbrauchen, sei es bewusst oder unbewusst. Das findet sich auf allen gesellschaftlichen Ebenen und in allen Lebensbereichen, seien es die Beziehungen in den patriarchalen dysfunktionalen Kleinfamilien, am Arbeitsplatz oder in Freundschaften.

Das Patriarchat ist höchst narzisstisch. Im Grunde besteht es aus dem Narzissmus der Menschen selbst, denn das Patriarchat sitzt in den Köpfen. Genau aus diesem Umstand aber könnte sich eine Möglichkeit auftun, es abzuschaffen. Narzissmus gehört zu den diagnostizierten psychischen Persönlichkeitsstörungen (ICD10-Code F60.8) und kann psychotherapeutisch behandelt werden. Würden wir Menschen uns darüber klar werden, dass unser problematisches Verhalten durch Selbstreflexion und therapeutische Behandlung und Begleitung geheilt werden kann, und würden wir uns darüber klar werden, dass wir durch das Verbessern des menschlichen Miteinander dem Patriarchat die Grundlage entziehen, hätte die Psychotherapie Hochkonjunktur. Doch weder weiß die Psychologie annähernd über das Patriarchat und dessen Auswirkungen Bescheid noch hat die derzeitige Patriarchatsforschung genügend fundierte psychotherapeutische Kenntnisse. Bevor es also überhaupt eine Chance zur Abschaffung des Patriarchats geben wird, wird noch einige Zeit vergehen und viel Selbsterkenntnis und Lernbereitschaft auf beiden Seiten nötig sein.

 

Ist das Aufzeigen der Wahrheit übergriffig?

Oder: Ist Verdrängung heilsam?

Ich werde des öfteren mit dem Hinweis konfrontiert, dass das Mitteilen und Zeigen unangenehmer, harter bis zu grausamer Fakten, also der Wahrheit, ein Übergriff auf andere ist, um diese zu demütigen, bloßzustellen oder vorzuführen. In meiner grauen Blogvorzeit habe ich einen Artikel über übergriffige Menschen geschrieben, den leite ich mit folgenden Worten ein: „Übergriffige Menschen sehen alles, was sie tun, als richtig an. Das was für sie gilt, gilt auch für alle anderen. Ihre Überzeugungen, Standpunkte und Verhaltensmuster sind die einzig richtigen.“ Damit meine ich aber nicht Menschen, die Wahrheiten erkannt haben, weil sie sich jahrelang in Selbstreflexion geübt haben, sondern solche, die in ihren rigiden Verhaltensmustern und Überzeugungen agieren und darin stecken geblieben sind. Solche, die unumstößlich überzeugt sind von ihren Ansichten und diese deshalb anderen Menschen überstülpen wollen. Derzeit ist das sehr schön zu erkennen bei der Vorgehensweise der patriarchalen Väterrechtler, aber auch bei anderen Ideologie-AnhängerInnen wie Homöopathen.

Diejenigen, die nun mit solchen IdeologInnen konfrontiert bzw. von diesen „beglückt“ werden, wehren sich gegen diese, weil sie leicht zu durchschauen sind. Doch nun kommt eine, die hat das alles schon längst hinter sich und durchschaut, hat ihre alten angelernten und aufgeschwatzten Überzeugungen weitgehend abgelegt, ihre Verhaltensweisen hinterfragt und geändert und immer mehr Erkenntnisse gewonnen, ist also soweit selbstreflektiert, wie es eben möglich ist. Die neuen Erkenntnisse teilt sie den anderen mit, die aber oft im krassen Gegensatz stehen zu den Überzeugungen, die die anderen trotz allem immer noch haben. Folglich müssen sie das Infragestellen, das Umkippen ihrer Weltsicht als Affront, als Übergriffigkeit empfinden, weil sie nichts anderes kennen von den übergriffigen Mitmenschen und Besserwissern, Ideologieanhängern und patriarchal Verblendeten, die scheinbar genau so handeln. Dabei gibt es einen deutlichen Unterschied zwischen pathologisch Missionierenden und informierenden AufklärerInnen: Erstere werten, unterstellen, bleiben niemals bei sich, diffamieren, beleidigen, bedrohen bis beschimpfen, letztere eben nicht (solange sie nicht inzwischen selbst angegriffen werden). Sie bleiben auf der Sachebene und teilen Fakten und Wahrheiten mit. Werden aber deren Botschaften im Sinne der ersteren missverstanden, werden sie mit den pathologisch Verblendeten in einen Topf geworfen, und damit tut man ihnen Unrecht.

Wie oft bin ich selbst schon als überheblich, arrogant, übergriffig, besserwisserisch, belehrend, bevormundend bezeichnet worden, darunter von etlichen Frauen. Nur, weil ich die Wahrheit gesagt habe. Nur, weil ich sie aufrütteln oder einfach nur ehrlich sein wollte. Von PsychologInnen wurde mir die Diagnose gestellt, ich könne die Ansichten von anderen nicht annehmen und akzeptieren. Ja, weil sie Bullshit waren, und nicht, weil ich sie nicht neben meinen habe stehen lassen können!

Wie also die „schlimmen“ Fakten den anderen nahe bringen? Ich habe da keine Lösung, außer der, immer so weiter zu machen und nicht müde werden, sie immer wieder zu formulieren und zu wiederholen. Ich bin kontinuierlich dabei, beharrlich die Fakten zu sagen (so es mir möglich ist, denn zeitweise fehlt mir die Kraft und ich werde müde), zu schreiben und dabei kein schlechtes Gewissen zu bekommen, übergriffig zu handeln, denn das tue ich nicht. Es wird aber leider oft so wahrgenommen. Und genau da liegt der Hase im Pfeffer: Es liegt bei den Wahrnehmenden, denn jede ist für ihre Wahrnehmung, für die eigene Interpretation empfangener Botschaften und ihre Reaktion darauf selbst verantwortlich. Niemand kann andere Menschen ändern oder dazu bewegen, bestimmte Dinge zu verstehen. Diese Menschen müssen selbst verstehen wollen und sich für Botschaften öffnen. Tun sie es nicht, kann die Botschaft noch so sachlich und sorgfältig formuliert sein, sie kommt bei der Empfängerschaft nicht an, weil die Empfängerschaft schlicht nicht empfangen kann oder will. Die Gründe dafür liegen in ihr, und nur sie kann herausfinden, welche Gründe sie am Empfangen hindert.

Das Gegenteil von Empfangen ist Verdrängung, und sie ist ein guter Grund, nicht empfangen zu können. Wahrheiten und Fakten sind für viele Menschen so schlimm, dass sie kaum zu ertragen sind und daher mental verdrängt werden. Das ist dem kollektiven Stockholmsyndrom der Frauen im Patriarchat zu verdanken, denn dieses dient ihnen als Überlebensstrategie in der ungesunden Gesellschaft Patriarchat. Das Schlimmste, was dem Patriarchat passieren kann, ist Wahrheit. Frauen lernten, zu taktieren und einzuschätzen, ob sie sich gegen ihre Peiniger, oft kriegerische Männer, die Frauen als Kriegsbeute ansehen, wehren oder mit ihnen kooperieren und sich mit den misslichen Umständen arrangieren sollten. Milliarden von vergewaltigten Frauen haben gelernt, sich von ihrem Körper zu lösen, zu dissoziieren, um den Schmerz nicht so sehr spüren zu müssen. Das passiert auch heute noch in der Prostitution, welche ein unfassbares Vergewaltigungsverbrechen an den Frauen darstellt. Frauen verdrängen die schlimmsten Schmerzen schlicht um zu überleben und entwickeln ein posttraumatisches Belastungssyndrom. Im akuten Stadium ist Verdrängen die einzige Möglichkeit. Später aber ist es notwendig, behutsam die verdrängten und verschütteten Ereignisse und Gefühle wieder hervor zu holen, um letztendlich eine Heilung zu ermöglichen. Das ist ein langer, schmerzhafter und beschwerlicher Weg, der sich aber in jedem Fall lohnt, denn am Ende stehen Erkenntnis und Klarheit.

Auch in weniger schlimmen Umfeldern als in der Prostitution ist Verdrängung weit verbreitet, in allen patriarchalen dysfunktionalen Familien z. B. Nicht eine einzige Familie im Patriarchat wird verschont von rigiden toxischen Verhaltensmustern. Ich selbst habe das in einem jahrelangen schmerzhaften Prozess Stück für Stück erkennen müssen und verarbeitete meine Erlebnisse und Erkenntnisse in meiner Website über die Schwarze-Schaf-Problematik. Heute weiß ich: Als Kind wurde mir oft nicht die Wahrheit gesagt, meine eigenen wahren Gefühle wurden mir aus- und kleingeredet, bis ich nicht mehr wusste, wer ich eigentlich bin. Ich musste das erst, als ich längst erwachsen war, heraus finden. Erst dann war ich in der Lage, meinen ersten Artikel über Augenhöhe zu schreiben und darin dazu zu stehen, dass ich mich praktisch gar nicht selbst kannte. Doch das ist heute anders, ich weiß, wer ich bin, ich weiß, was ich brauche, ich weiß, was ich will und vor allem was ich nicht mehr will und welche Konsequenzen ich aus meinen Entscheidungen ziehe. Heute muss ich vieles nicht mehr verdrängen. Ich kann sehen und hinsehen. Ich bin klar, ich bin heil.

Kommunikationsplattform Internet

Oder: Warum die Schwierigkeit, darüber zu kommunizieren, ein Mythos ist

Die Anonymität des Internets ist für viele Menschen einerseits angenehm, denn es bewahrt sie davor, die Identität preiszugeben, andererseits höchst problematisch, wenn gerade die Anonymität dazu führt, dass sich manche Trolle dahinter verstecken, um ihr toxisches Unwesen zu treiben. Zwischen diesen beiden Extremen jedoch findet allermeistens ganz normale Kommunikation zwischen mehr oder weniger Gleichgesinnten, in so genannten Bubbles, bis zu befreundeten Menschen, die sich persönlich kennen, statt. Doch die Unverbindlichkeit der sozialen Medien bietet nicht nur angenehme Vorteile wie Echtzeitchats oder Diskussions- und Meinungsaustausch zu jeder Zeit, sondern birgt ungeahnte Gefahren in der zwischenmenschlichen Kommunikation.

Ohne Frage ist es schwierig, sich über konfliktbehaftete Themen über das Internet auszutauschen, denn es geht erstens viel langsamer als in einem Gespräch und hängt von der Fähigkeit der Kommunizierenden ab, die Tastatur zu beherrschen, zweitens ist es auch anstrengend, die Worte genau zu lesen anstatt sie zu hören. Andererseits jedoch ist es auch leichter, denn das, was geschrieben wurde, steht nun schwarz auf weiß da und kann jederzeit nachgelesen werden. So kann sich so leicht niemand mehr herausreden, etwas „gesagt“ oder „nicht gesagt“ zu haben.

Die Kommunikation zwischen Menschen ist im so genannten Real Life (RL) jedoch genau so schwierig bzw. leicht. Treten Konflikte auf, ist es egal, ob diese über ein Online-Medium ausgetragen werden oder von Angesicht zu Angesicht. Im RL sind zwar noch weitere Kanäle sichtbar und hörbar, über die kommuniziert wird, nämlich Gestik, Mimik, Tonfall, Sprechweise, Körperhaltung. Hinzu kommen Sympathie und Antipathie. All das ist im schriftlichen Medium nicht gegeben, diese Ebenen fehlen schlicht. Daher ist es im RL leichter möglich, z. B. zwischen der Sachebene und der emotionalen Ebene zu unterscheiden, oder aus einer sachlich vorgegebenen Botschaft einen Appell heraus zu hören. Das geschriebene Wort im Internet steht so da, wie es da steht. Doch eines gilt für die Kommunikation generell, ganz egal, wo diese statt findet: Die Empfänger entscheiden, wie sie eine Botschaft verstanden haben wollen. Ist eine Botschaft bei ihnen angekommen, obliegt es ganz allein ihrer Verantwortung, was sie damit anfangen. Umgekehrt sind die Sender selbstverständlich für ihre Botschaft verantwortlich. Es obliegt ihrer Verantwortung, ihre Botschaft so verständlich wie möglich zu formulieren und es sich bewusst zu machen, was genau sie mit der Botschaft transportieren wollen. Die näheren Fakten dazu habe ich in meinem Artikel über die Verantwortung der Empfängerschaft dargelegt.

Sind aber sowohl Sender als auch Empfänger weitgehend unreflektiert, kann es bei der Senderschaft zu verschlüsselten Subtexten auf einer emotionalen Ebene kommen, die den wirklichen Inhalt ihrer Botschaft dar stellen, während die Empfängerschaft selbst in die sachlichste und ehrlichst gemeinte Botschaft etwas hinein projiziert, was sie hören will. So kommt es vor, dass Personen die Verantwortung für ihre eigenen Kommentare und Äußerungen bzw. für ihre Reaktionen auf ernst gemeinte Botschaften nicht übernehmen wollen und statt dessen dem Internet die Schuld für die missglückte Kommunikation geben.

Doch ist eine Person geübt im Durchschauen der kommunikativen Mechanismen, ist sie also weitgehend selbstreflektiert, kann sie sowohl im RL als auch in der schriftlichen Kommunikation des Internets diese erkennen. Manche Dinge sind sogar für fast alle sofort erkennbar. Es ist nämlich gar nicht schwer, selbst in einem Medium, in dem sich nur über die Schrift ausgetauscht wird, solche Mechanismen zu erkennen, wenn genau hingesehen wird. Im Gegenteil, dadurch, dass es ja schwarz auf weiß da steht, kann es immer wieder nachgelesen werden. Daher entsteht bei manchen,  die sich in ihrer Botschaft vertan haben, auch das Bedürfnis nach Löschung. Ein unbedacht gesagtes Wort kann zwar auch nicht mehr rückgängig gemacht werden, aber darauf kann nur noch über das Gedächtnis zugegriffen werden, welches uns manchmal Streiche spielt.

Unreflektierte Menschen neigen dazu, zu lesen, was gar nicht dort steht, zu hören, was gar nicht gesagt wurde, und interpretieren ihre eigenen Ansichten, Überzeugungen und Annahmen in die so missverstandene Botschaft. Projektion ist im Patriarchat weit verbreitet und ein ausgesprochen problematisches Verhalten, was dringend hinterfragt und abgewöhnt gehört. Das geht aber nur dann, wenn die Person bereit ist, ihre eigenen angelernten Überzeugungen anzugucken, zu erkennen und abzulegen. Das ist viel Arbeit und ein langer Prozess, aber wenn es im zwischenmenschlichen Miteinander konfliktärmer ablaufen soll, kommen wir alle nicht darum herum.

Gruppendynamiken

Seit Jahrzehnten mache ich mir Gedanken über die zwischenmenschlichen Abläufe in Gruppen. Alle Menschen sind Teil von Gruppen. Am Anfang des Lebens im Patriarchat werden die Menschen in die Gruppe der Kleinfamilie, die meistens aus Mutter und Vater und vielleicht Geschwistern besteht, hinein geboren. Hinzu kommen Großeltern, Onkel, Tanten aus den Ursprungsfamilien der Mutter und des (biologischen oder sozialen) Vaters. Später im Leben erweitern sich diese Gruppen zu Kita-Gruppen, Schulklassen, Freundeskreisen, Nachbarschaften etc. Wir Menschen im Patriarchat leben in solchen von äußeren Umständen gebildeten Gruppen. Diese Gruppen sind nicht natürlich, ganz im Gegensatz zu den soziologisch ursprünglich matrifokalen Gruppen, den Sippen, in denen Menschen bis zu Beginn des Patriarchats aufwuchsen und auch für die gesamte Lebensdauer blieben.

Die heutigen patriarchalen Gruppen bergen eine ganze Menge Konfliktpotenzial. Sie sind gekennzeichnet dadurch, dass sie zunächst aus fremden Menschen bestehen, die sich zwangsläufig, aufgrund von Interessen, von gemeinsamen Zielen, von äußeren Umständen zusammen finden. Es gibt kaum bis gar keine Gruppen, in denen keine Konflikte auftreten. Es hängt vom Grad der Fähigkeit der Selbstreflexion der einzelnen Gruppenmitglieder ab, ob diese Konflikte bewältigt werden können oder nicht. In den allermeisten Fällen werden sie nicht bewältigt, sondern im besten Fall verdrängt und im schlimmsten Fall brechen sie aus, was oft zur Sprengung der Gruppe führt.

Alle Gruppen im Patriarchat entstehen mehr oder weniger aus einem Zwang heraus. Der Zwang ist aber in jedem Fall gegeben. Selbst wenn sich Gruppen allem Anschein nach freiwillig aus gemeinsamen Interessen der Teilnehmenden formieren, werden die Konflikte der einzelnen Gruppenmitglieder in diese hinein getragen, ohne dass es den einzelnen bewusst ist. Auch gemeinsame Interessen sind ein zwangsläufiger Auslöser für die Formierung einer Gruppe, weil die Interessen der einzelnen z. B. in anderen Gruppen bisher kein Gehör fanden. Gemeinsame Interessen führen dennoch fremde Menschen zusammen, die ihrerseits mit eigenen Konflikten und Defiziten beladen sind. Ist das gemeinsame Thema aber auch noch so sehr von Sachlichkeit geprägt, kann eine solche Gruppe aufgrund von unverarbeiteten Konflikten einzelner Mitglieder, die gar nichts mit der Gruppe als solche zu tun haben, in eine ungesunde Dynamik abgleiten.

Heutzutage ist es relativ einfach, sich mit Hilfe der sozialen Medien mit Gleichgesinnten in virtuellen Gruppen zusammen zu finden. Diese Gruppen stehen unter einer gemeinsamen Intention, die oft von GruppengründerInnen vorgegeben wurden und mit denen sich alle anderen zunächst identifizieren und konform gehen. Rutscht die sachliche Ebene in Diskussionen aber auf die persönliche und emotionale Ebene ab, gerät das Gleichgewicht ins Wanken und nicht selten hat dies den Austritt von Gruppenmitgliedern zur Folge oder die Gruppe löst sich ganz auf. Die Unverbindlichkeit des Internets ist ein wichtiger Faktor. Das Ausblenden der von allen Teilnehmenden eingebrachten Konflikte aber der weitaus größere, warum die Kommunikation in manchen Gruppen immer wieder schief läuft.

Ein weiterer Faktor ist die Größe der Gruppe. Sind es nur ein paar Teilnehmende und kennen sich einige von ihnen, kann es zu Cliquenbildung kommen, von denen die anderen aber nichts wissen. Bei einer sehr großen Gruppe fällt dies nicht so sehr ins Gewicht, als dass die Gruppe sich auflösen wird. In einer kleinen Gruppe aber kann es zu Mobbing und Ausschluss führen. Es sei denn, alle sind sich der Gruppendynamiken bewusst. Was in den seltensten Fällen gegeben ist.

Was ist nun diese Dynamik, die vielen Gruppen immer wieder zum Verhängnis wird und zur Entzweiung führen kann? Schwieriges Terrain. Auch wenn ich inzwischen weiß, dass alles aus dem ungesunden Leben im Patriarchat resultiert, lässt sich diese Frage nicht so einfach beantworten.

Der Schlüssel sind die Teilnehmenden mit ihren ganz eigenen und persönlichen Erwartungen an die Gruppe, die auf ihren persönlichen Erfahrungen, Annahmen, angelernten Überzeugungen, Bedürfnissen und auch Defiziten basieren. Das schließt die GründerInnen mit ein. Die meisten Menschen sind sich ihren eigenen Erwartungen nicht bewusst. Selbst bei Nachfrage können sie ihre Erwartungen gar nicht benennen, ja, meinen sogar, dass sie überhaupt keine Rolle spielten. Doch das Gegenteil ist der Fall. Werden persönliche Erwartungen von einzelnen Gruppenmitgliedern nicht erfüllt, kommt es unweigerlich zum Konflikt. Dann fühlt sich eine von Äußerungen einer anderen aufgrund von früheren Auseinandersetzungen verletzt, obwohl diese gar nicht angesprochen wurden. Andere sind genervt von den auftretenden Betroffenheiten und ergreifen Partei. Andere wiederum halten sich aus dem Konflikt heraus, weil sie damit nichts zu tun haben wollen. Schnell kann es passieren, dass Einzelne plötzlich isoliert da stehen, weil sie einfach nur das Falsche zum falschen Zeitpunkt sagen. Selbst eine Vermittlung im Hintergrund kann zum Scheitern verurteilt sein, wenn das unterschwellige Gegeneinander nicht behoben wird. Viele sehen nicht, dass sie selbst mit einem erheblichen Anteil an der Entstehung von Konflikten beteiligt sind. Reagieren sie dann noch mit Heraushalten und Ignoranz, stehen die direkt Betroffenen allein da.

Verantwortung übernehmen für die eigenen persönlichen Befindlichkeiten, Erwartungen, Projektionen ist eine sehr schwierige Übung. Wenn es Gruppen gelingt, dies den einzelnen Teilnehmenden klar zu machen und diese das respektieren und anfangen, an sich selbst zu arbeiten, kann eine bereichernde und fruchtbare Gruppenarbeit entstehen. Bisher habe ich das selten erlebt.

 

Patriarchale Glaubenssätze und was sie für eine Rolle in der Psychologie spielen

Ein unreflektierter Mensch kennt seine Glaubenssätze und Überzeugungen nicht, die er in der Kindheit gelernt und verinnerlicht hat, die ihn als Erwachsenen aber prägen und ihm zum Teil heftige Probleme bereiten. Sie sind so stark und mächtig, dass es harter und langer Arbeit bedarf, um sie abzulegen. Im Patriarchat aber haben alle Menschen negative Prägungen in ihrer Kindheit erfahren. Diesen Fakt lassen heutige PsychologInnen und PsychotherapeutInnen völlig außer acht. Ich lese gerade ein Buch einer Psychologin, die schreibt, dass mit Selbsterkenntnis und Selbstreflexion fast alle Probleme lösbar seien, und zwar die, für die wir Verantwortung übernehmen können. Das sind die angelernten Glaubenssätze und Überzeugungen, und es ist sehr richtig, dass sie durch Selbstreflexion weitestgehend aufspürbar und ablegbar sind, das schrieb ich auch bereits mehrmals. Dies gelte natürlich nicht für äußere Ereignisse wie Naturkatastrophen, Kriege, Gewaltverbrechen etc. Doch die Ursache für alle unsere Probleme, das Patriarchat, ist ja bereits verantwortlich für Kriege und Gewaltverbrechen, die die Menschen unzählige Male traumatisierten. Seit 8000 Jahren vererbt eine Generation der nächsten ihre unverarbeiteten traumatischen Erlebnisse, aber auch die verinnerlichten Glaubenssätze. Erst seit kurzer Zeit in der Menschheitsgeschichte gibt es die Psychologie, welche auch erst durch das Patriarchat notwendig wurde, denn die Menschen sind ausnahmslos mehr oder weniger an ihrer Psyche erkrankt.

Erst das Patriarchat hat all die Defizite hervorgebracht, unter denen Menschen vor 8000 Jahren begannen zu leiden, voran die Frauen und Mütter. Genau dieser Aspekt wird von der Psychologie weitestgehend ausgeklammert. Immer ist nur von Eltern die Rede. Die Psyche der Frauen und Mütter wird mit der der Männer und Väter gleichgesetzt. Ein fataler Fehler, ist doch das patriarchale Vaterkonstrukt verantwortlich für die psychischen Defizite der Mütter, welche die der Männer nach sich ziehen.

Um aus den Defiziten heraus zu kommen, ist die Anwendung verschiedener Methoden der Selbstreflexion sehr hilfreich. Verbreitet und effektiv ist die Arbeit mit dem inneren Kind. Das innere Kind steht für die Persönlichkeitsanteile, die Glaubenssätze und Überzeugungen verinnerlicht haben, im Positiven wie im Negativen. Oft überwiegen die negativen, worauf die menschlichen Defizite basieren. Fakt ist, dass alle im Patriarchat entwickelten Glaubenssätze und Überzeugungen nichts mit der Realität zu tun haben. Sie führen im Gegenteil dazu, dass sich Wahrnehmungen extrem verzerren können. Unreflektierte Menschen der heutigen Zeit nehmen nicht wahr, sondern falsch. Ihre Überzeugungen verkehren sogar oft die Realität in ihr Gegenteil. So entstehen im Zwischenmenschlichen die tragischsten und heftigsten Konflikte, und zwar auf allen Ebenen der Gesellschaft. Je länger das Patriarchat andauert, desto ausgeprägter verschlimmern sich die falschen Wahrnehmungen. Die Menschen leiden immer mehr, wissen aber immer weniger, woran.

Die Psychologie muss endlich die fatalen Auswirkungen der menschlichen Fehlentwicklung Patriarchat insbesondere auf die weibliche Psyche realisieren und zur Kenntnis nehmen. Tut sie es nicht, wird sie weiterhin nur an den Symptomen herum doktern, die sich langfristig verschärfen. Sie ist ferner abhängig von den Menschen, die bereits über den nötigen Leidensdruck verfügen, um offen zu sein für die Arbeit an sich selbst und sich deshalb Hilfe dafür suchen. Dies dürften in der Mehrzahl Frauen und Mütter sein, denn es ist gut zu beobachten, dass die Initiative meistens von den Frauen ausgeht, die sich in unbefriedigenden bis gefährlichen Partnerschaften befinden, denn sie sind die Leidgeplagten. Männer, Ehemänner und Väter denken oft, sie hätten keine Probleme und es deshalb gar nicht nötig, an sich zu arbeiten. Sie denken, es sei mit ihnen alles in Ordnung, das Problem sei die Partnerin, während die Frauen unter ihrem defizitären und unreifen Verhalten leiden und längst spüren, dass in Wahrheit gar nichts in Ordnung ist. Die Frauen suchen sich Hilfe in ihrer Verzweiflung, ihre Partnerschaft oder Ehe zu retten. Sie sind es auch, die anfangen, sich selbst zu reflektieren. Es gibt nur einige wenige Männer, die diesen Schritt auch tun und die Kurve kriegen, die meisten aber ziehen es vor, die Veränderungen der Partnerin abzuwehren und sich in ihren beleidigten Schmollwinkel zurück zu ziehen. Leider unterstellen sie der Frau alles mögliche und machen sie für ihre eigenen Defizite verantwortlich, anstatt zu realisieren, dass es ihre Defizite sind, die die Probleme verursachen.

Projektion ist in dieser Zeit ein Massenphänomen. Sie ist ein ausgesprochen ungesundes Verhalten und bedingt die immer deutlicher werdende Täter-Opfer-Umkehr in allen Lebensbereichen. Auch diesem Umstand muss die Psychologie endlich Rechnung tragen. Es sind genau die Menschen, vornehmlich Männer, die glauben, sie müssten sich nicht reflektieren und an sich selbst arbeiten, die es am dringendsten nötig haben.

Selbstreflexion – wie geht das eigentlich?

Oder: Eine Handlungsanleitung für ein verantwortliches Leben

Ich schrieb in letzter Zeit viel über Selbstreflexion und darüber, dass ich sie für absolut notwendig halte, um Lösungen zur Abschaffung des Patriarchats zu finden. Doch viele wissen gar nicht, wie sie sich selbst reflektieren können und was genau damit eigentlich bezweckt werden soll. Daher schreibe ich hier mal einige wichtige Punkte auf.

Detektiv spielen in eigener Sache

Selbstreflexion ist nichts anderes, als sich selbst zu erforschen und zu erfahren. Sie ist eine Reise zu sich selbst und ein Prozess, der in uns selbst große Veränderungen herbei führt. Ein Mensch, der sich auf den Weg gemacht hat, sich selbst zu reflektieren, lernt nicht nur sich selbst immer besser kennen, sondern auch andere Menschen. Das Verhalten gegenüber sich selbst und den Mitmenschen wird sich verändern. Die Erkenntnisse werden sich mehren. Der Geist wird wacher, die Sicht weiter und die Zusammenhänge des Lebens klarer. Es lohnt sich immer, diesen Weg zu gehen.

Sei dir gegenüber aufmerksam

Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber kann erlernt werden durch einfache Meditationstechniken. Verschüttete Gefühle können z. B. durch eine so genannte Körperreise ans Licht gebracht werden. Setze dich bequem hin, schließe die Augen und geh mit dem Geist durch den Körper, angefangen mit den Füßen, über die Beine, den Bauch, den Rumpf, die Brust, die Arme, den Hals, den Kopf. An jeder Station kannst du aufmerksam in dich hinein fühlen, wie es sich dort gerade anfühlt. Dabei kann es sein, dass unangenehme Gefühle hoch kommen. Wichtig ist, diese dann nicht zu bewerten und abzuwehren, sondern anzunehmen. Wenn du z. B. Angst verspürst, dann ist es vollkommen in Ordnung, diese Angst gerade zu spüren. Lass sie zu und verdränge sie nicht.

Bewerte nicht

Nimm die Dinge so wie sie sind, ohne sie mit dem Gewicht eines Wertes zu belasten. Das gilt besonders für deine Gefühle. Die Werte, die du den Dingen des Lebens zuschreibst, entspringen deinen angelernten und antrainierten Überzeugungen aus der Kindheit. Hinterfrage sie und sieh dir an, welchen Wert du einer Sache oder einem Gefühl zuteilst und frage dich, wie es dazu kam und ob es für dich gerechtfertigt ist.

Sieh dir deine Missverständnisse an

Sei dir im Klaren darüber, dass deine Missverständnisse immer bei dir selbst angesiedelt sind und mache nicht deine Mitmenschen dafür verantwortlich. Bemühe dich um Verständnis für alle Botschaften, die dich erreichen. Was du mit den Botschaften der anderen machst, liegt ganz allein in deiner Verantwortung, also auch, was du aus ihnen heraus hörst oder liest. Deine Interpretationen sind immer Missverständnisse der Botschaften, die dich erreichen. Dann entsprechen sie nicht mehr ihrem eigentlichen Inhalt.

Urteile nicht

Wenn du deine Missverständnisse nicht revidierst trotz Klarstellungen, dann haben sich bei dir Urteile gebildet. Werde dir bewusst, dass sie nur dazu dienen, die anderen ab- und damit dich selbst aufzuwerten. Wenn du ein nur geringes Selbstwertgefühl hast, dann wirst du eher dazu neigen. Wenn du dir deine Urteile genau ansiehst, dann wirst du feststellen, dass es in Wirklichkeit Urteile über dich selbst sind.

Bleibe bei dir

Sprich immer von dir selbst, niemals für andere. Du kannst nur für dich selbst sprechen und nur von dir selbst wissen. Was bei anderen los ist und was sie fühlen, denken, wissen, das kannst du nicht wissen. Also lass es bei den anderen und spekuliere nicht, was deren Beweggründe sein könnten, sondern beschäftige dich mit deinen eigenen.

Höre zu

Konzentriere dich auf dein Gegenüber, lass die Worte auf dich einwirken, lass dein Gegenüber ausreden (wenn du ständig unterbrichst, kannst du zwangsläufig auch nicht zuhören), nimm eine offene Haltung ein und wehre nicht ab. Verstehst du etwas nicht, dann frage nach und hole dir ein Feedback. Bleibe auf der Sachebene und versuche nicht, in die Botschaften der anderen etwas hinein zu interpretieren.

Sei nicht beleidigt

Fühlst du dich beleidigt, dann ist das ein Hinweis darauf, dass dich irgend etwas an einem wunden Punkt getroffen hat. Deine wunden Punkte aber kennst nur du selbst. Wenn sie dir noch nicht bewusst sind, dann mache dich auf die Suche nach ihnen. Der Volksmund nennt sie Fettnäpfchen. Verantwortlich ist nicht, wer in diese Fettnäpfchen tritt. In Wahrheit muss du selbst auf deine Fettnäpfchen acht geben. Das geht um so leichter, je besser du sie kennst. Sieh also jedes Mal genau hin, wenn du dich beleidigt fühlst.

Miss nicht mit zweierlei Maß

Kritisierst du gern andere, bist aber zutiefst beleidigt, wenn du von anderen kritisiert wirst? Dann misst du mit zweierlei Maß. Für dich ist es richtig, andere zu kritisieren. Du selbst aber kannst keine Kritik vertragen. Oder du belehrst gern andere. Wenn diese dir aber etwas mitteilen wollen, dann fühlst du dich plötzlich selbst belehrt und wehrst ab. Frage dich also ständig: Ist das, was ich mit anderen mache, auch in Ordnung, wenn diese es mit mir machen? Und machen die wirklich gerade das mit mir, was ich glaube?

Projiziere nicht

Wenn du keine Verantwortung für deine Defizite übernehmen kannst, dann projizierst du sie automatisch auf sich dafür anbietende Mitmenschen. Es sind genau die, deren Verhalten du verurteilst. Dann kannst du sicher sein, dass das Verhalten, was du an ihnen ablehnst, genau bei dir selbst anzutreffen ist. Werfe also nicht den anderen deren Verhalten vor, sondern sieh dir dein eigenes an. Was ist es, was du an den anderen so verabscheust? Kann es sein, dass du dich selbst in Wirklichkeit damit verachtest?

Manipuliere nicht

Verstecke deine wahren Botschaften nicht in irritierende Verpackungen. Richte deinen Blick auf das Was und nicht auf das Wie deiner Botschaft. Bleibe auf der Sachebene. Es ist nicht nötig, wahre Botschaften zu verpacken, um Mitmenschen zu irgend einer Reaktion zu bewegen. Sie werden für sich selbst entscheiden können, was sie mit deiner Botschaft anfangen.

Übernimm Verantwortung

Übernimm für das, was du anderen mitteilen willst, die volle Verantwortung. Werde dir darüber klar, was du mitteilen möchtest, und dann formuliere es sachlich. Du kannst auch Gefühle sachlich formulieren. Bist du z. B. sehr wütend, dann lass die Wut zunächst raus (aber möglichst nicht an anderen Mitmenschen). Wenn die Wut verraucht ist, dann kannst du eine sachliche Botschaft formulieren, dass dich etwas sehr wütend macht.

Lerne von dir und anderen

Wenn du die obigen Punkte ab heute beherzigst, dann hast du den ersten Schritt zur Selbstreflexion getan. Der Prozess kommt jetzt in Gang. Du wirst immer mehr über dich selbst lernen, aber auch immer mehr von anderen.  Du wirst weitere Menschen kennen lernen, die sich ebenfalls auf ihren Weg gemacht haben. Du kannst dich ihnen öffnen und deinerseits von ihren Erkenntnissen und Erfahrungen lernen. Ziehe, wenn du älter bist, die Möglichkeit in Betracht, von jüngeren zu lernen. Scheue dich nicht, wenn du jünger bist, älteren deine Erkenntnisse zu vermitteln. Öffne dich für Neues und Ungewöhnliches. Denke nicht, dass deine Erkenntnisse der Weisheit letzter Schluss sind.

Sei geduldig

Der Prozess, der nun in Gang gekommen ist, ist ein langwieriger, und er wird ein Leben lang anhalten. Du bist niemals fertig mit der Selbstreflexion. Manchmal denkst du, dass du Rückschritte machst. Es wird auch Rückschläge geben. Die sind aber notwendig, damit du noch einmal über diesen Punkt nachdenkst, bis du ihn abgearbeitet hast. Dann wird es weiter gehen. Gestehe dir auch zu, dass du deine Erkenntnisse manchmal nicht auf dich selbst anwenden kannst. Es wird Widerstände von den anderen geben, Vorwürfe, Urteile. Dann mache dir bewusst, dass es nur die Abwehrreaktionen der anderen sind, die sich mit der Veränderung, die du selbst durchläufst, noch nicht anfreunden können. Bleib geduldig und auf dem Weg. Eines Tages wirst du damit umgehen können.

Wenn du allerdings meinst, dies alles hier betrifft dich nicht, sondern nur die anderen, dann hat dich die Botschaft dieses Artikels nicht erreicht.

Solidarität unter Frauen im Patriarchat

Oder: Was fehlt

Inzwischen bekommen immer mehr Frauen mit, in welcher Art von Gesellschaft sie leben, nämlich im Patriarchat. Auch, wie es entstand und welche verheerenden Auswirkungen es auf Mensch, Tier und Umwelt hatte und hat, wird immer mehr Frauen (und auch Männern) bewusst. Das Patriarchat ist eine Fehlentwicklung der Menschheit seit ungefähr achttausend Jahren. Unglückliche Umstände wie Klimawandel und Hungersnöte, Naturkatastrophen mit daraus resultierenden Völkerwanderungen, aber auch große Missverständnisse haben dazu beigetragen, dass es entstehen konnte. Es funktionierte und funktioniert heute noch. All die hochgehaltenen zivilisatorischen, technischen und kulturellen Entwicklungen und Errungenschaften der heutigen Zeit entstammen dem Patriarchat. Doch auf welche und wessen Kosten? Und wie würde die Menschheit, die Natur, die Erde heute aussehen, hätte es das Patriarchat nie gegeben?

Dass es auf Kosten der Frauen, der Natur, der Umwelt und der Tiere ging, ist unübersehbar. Die eine Hälfte der Menschheit wurde Jahrtausende lang in jeder Hinsicht ignoriert, sei es in der Kultur, in der Wissenschaft, in den Künsten, in der Philosophie. Auch heute wird Frauen, die Missstände benennen und ansprechen, eher kein Gehör geschenkt. Weiblichen Opfern männlicher Fehlverhalten bis Verbrechen wird erst geglaubt, wenn es viele sind. Die Stimme einer einzigen Frau zählt nicht halb so viel wie die eines Mannes. Diese Fakten allein lassen vermuten, dass es an der Zeit ist, dass Frauen sich endlich zusammen tun, sich solidarisieren und gegen den Wahnsinn des Patriarchats gemeinsam aufbegehren.

Aber das Gegenteil ist der Fall. Es gibt unzählige Strömungen des Feminismus, von liberal über queer bis radikal, und alle bekämpfen sich gegenseitig. Erst vor kurzem hat sich die Patriarchatsforschung und -kritik formiert, noch nicht einmal als Spielart des Feminismus, denn sie ist radikaler als der Radikalfeminismus, steht ihm sogar gegenüber, denn aus Sicht der Patriarchatskritik ist der Feminismus nur eine von vielen Spielarten des Patriarchats. Das gilt insbesondere für den liberalen und den Queerfeminismus. Von den Frauen, die selbst den Feminismus ablehnen, will ich hier gar nicht reden.

Die Frauen sind sich also uneinig, sie sind inhomogen und bekämpfen sich bis aufs Blut, statt sich zusammen zu tun und gegen die Unterdrückung aufzubegehren. Während Männer- und Väterrechtler sich popkorneinwerfend ins Fäustchen lachen und damit einen weiteren Grund haben, alles, was weiblich ist, weiterhin abzuwerten („Wir haben es doch immer gesagt, so ein Zickenkrieg!“). Warum ist das so?

Die Abwertung alles Weiblichen geht nicht nur von den Männern aus, sondern in hohem Maße auch von den patriarchalen Frauen. Sie haben von Kind an nichts anderes gelernt, als dass das Weibliche weniger wert ist als das Männliche. Schon weibliche Säuglinge werden von den Müttern bereits unbewusst anders behandelt als männliche Säuglinge. Sie werden seltener und weniger lang gestillt, weniger lange getragen, länger schreien gelassen, und wenn sie keine pflegeleichten Kinder sind, werden sie erst recht ablehnender behandelt. Die Ablehnung des Weiblichen von Kindesbeinen an untergräbt das Selbstwertgefühl der Mädchen. Hinzu kommt, dass daran, dass sie angenommen werden von Eltern und Bezugspersonen, Bedingungen geknüpft sind. Sie dürfen nicht laut sein, nicht widersprechen, nicht herum toben, sich nicht schmutzig machen und haben lieb, nett und brav zu sein. Diese ganzen Verhaltensweisen werden in der Kindheit geprägt von Eltern, die ihrerseits von ihren Eltern und Großeltern und allen Vorfahren über hunderte und tausende von Jahren geprägt wurden in ihrem patriarchalen Umfeld und ihr emotionales Erbe weiter gaben an ihre Kinder. Auch wenn die heutige Gesellschaft sich dieser rigiden Verhaltens- und Rollenmuster weitgehend entledigt zu haben glaubt, steckt sie noch bis zum Hals darin, und das zieht sich durch alle Schichten.

Frauen haben also gelernt, dass das Weibliche nichts wert ist. Also sind sie selbst auch nichts wert. Das jedoch ist für sie kaum zu ertragen. Also tun sie Dinge, um sich aufzuwerten: Sie verhalten sich normkonform, sind fleißig, brav, nett, zuvorkommend, hilfsbereit, um die so versprochene Anerkennung zu erhalten. Sie übernehmen die ihnen zugetragenen Arbeiten, widersprechen nicht, ertragen Übergriffigkeiten mit einem Lächeln, ignorieren sexistische Verhaltensweisen und zeigen ihren Ärger nicht. Sie behaupten, wenn ihnen wirklich jemand unangemessen kommt, dann wehren sie sich einfach, denn sie sind doch keine Opfer. Sie stehen über den Dingen und lassen es nicht an sich heran kommen. Doch die Frauen, die sich das gefallen lassen, werden von ihnen mit Verachtung gestraft.

Dabei sind sie selbst am wenigsten in der Lage, ihr eigenes Verhalten zu reflektieren, was unabdingbar nötig ist, um eine Veränderung auch im Äußeren zu bewirken. Frauen, die einmal eine oder mehrere oder viele Psychotherapien gemacht haben, wissen das. Die Veränderung kommt von innen, niemals von außen. Das tiefe Verständnis darum, keinen einzigen anderen Menschen ändern zu können, ist Voraussetzung für die eigene Veränderung. Verändert sich die Frau selbst, haben alle anderen die Chance, ebenfalls sich selbst zu reflektieren und Veränderung an sich selbst herbei zu führen. Diese Verhaltensänderung bewirkt die Veränderung auch im Äußeren, denn das Umfeld reagiert zwangsläufig auf die eigenen Veränderungen.

Leider können diese Reaktionen ziemlich heftig ausfallen. Der Frau (dies gilt natürlich auch für Männer, nicht nur für Frauen, aber bei Frauen ist dies aus verschiedenen Gründen speziell) wird durch die Veränderung der anderen ein Spiegel vorgehalten. Sie sieht, was bei der anderen neuerdings möglich ist, was bei ihr selbst noch nicht möglich ist. Das führt bei ihr zu heftigem Widerstand und Abwehrreaktionen. Diese Abwehrreaktionen treffen nun die Frau, die gerade dabei ist, ihre eigenen Überzeugungen und Verhaltensweisen zu hinterfragen und zu verändern. Sie dienen dazu, diese Veränderungen abzuwerten, damit die unreflektierte Frau sich besser fühlt und an sich selbst nichts verändern muss.

Frauen haben allerdings durch ihr eigenes Leid bessere Chancen, anzufangen, sich selbst zu reflektieren als Männer. Männer werden vom Umfeld ständig bestätigt, Frauen dagegen ständig korrigiert und abgewertet. Zwangsläufig suchen sie fortwährend die Fehler bei sich. Wenn sie aber erst verstehen, dass sie Überzeugungen und Verhaltensweisen trainiert haben, die ihr vom Umfeld eingeimpft wurden, erkennen sie, dass sie diese ablegen können. Dann beginnt die Veränderung bei ihnen selbst.

Wir patriarchalen Frauen legen zwangsläufig patriarchales Verhalten an den Tag, das es zu reflektieren und zu hinterfragen gilt. Wir müssen unser eigenes Fettnäpfchen „patriarchales Verhalten“ endlich abarbeiten. Für die eigenen Fettnäpfchen ist jede selbst verantwortlich, und hier handelt es sich um ein kollektives. Die Männer schleppen ein solches auch mit sich herum, das sie wiederum selbst angehen müssen. Solange dies nicht geschieht, prallen alle Bemühungen um Aufklärung rund um die Fakten und Auswirkungen des Patriarchats immer wieder an der Mauer der Verständnislosigkeit der unreflektierten Mitmenschen ab. Zum Bewusstsein gehört auch die Kenntnis der Psychologie der patriarchalen Menschen. Ohne sie wird es unmöglich sein, es letztlich abzuschaffen.

 

Gedanken zum Buch „Allein, alleiner, alleinerziehend“

Da ich selbst vor fast acht Jahren alleinerziehend wurde, habe ich mir kürzlich das Buch von Christine Finke zugelegt, um die Sicht einer anderen betroffenen Mutter kennen zu lernen. Die Jahre, in denen ich mit meinen beiden Söhnen allein lebte, nutzte ich u. a. dazu, mir Gedanken zu dieser Gesellschaft zu machen und auch Literatur zu dem Thema zu lesen. Das Ergebnis ist, dass ich zur Patriarchatskritik stieß und inzwischen davon überzeugt bin, dass das Patriarchat die Ursache aller Probleme, die die Menschheit heute mit sich und der Umwelt hat, ist. Insbesondere die Mütter leiden darunter, und dafür bin nicht nur ich selbst, sondern auch Christine Finke ein Beispiel unter vielen.

Dass sämtliche Hintergründe rund um das Patriarchat ein dermaßen riesiges Fass sind, dass die Ausmaße kaum zu ermessen sind, wurde mir im Laufe der letzten Jahre immer klarer und bewusster. Ich weiß noch, wie ich die Bände von Gerhard Bott, die Bücher und den Blog von Kirsten Armbruster und später die Bücher von Gabriele Uhlmann und die Artikel von Stephanie Gogolin las und ich immer deutlicher sah, was für ein Abgrund sich da auftat. In mir machte sich eine grenzenlose Erschütterung und Verzweiflung breit, denn ich begriff, dass wir Mütter und Frauen gar keine Chance haben, aus dieser Gesellschaft heraus zu kommen, wenn sie sich nicht grundlegend ändert. Wir sind ausnahmslos alle bis in die Knochen mit dem Patriarchat verfilzt und verwoben, über Epigenetik und kulturelle Ideologien, wie in einem unsichtbaren Spinnennetz, das wir nicht bemerken, oder vielleicht noch treffender beschrieben, wie in einer Matrix gefangen, die uns eine heile Welt vorgaukelt. Jeder Frau, die ich kenne und dieselben Erkenntnisse hatte wie ich und begriffen hat, ging es dabei ähnlich. Ja, wir haben die rote Pille geschluckt! Und das Aufwachen danach war alles andere als schön.

Von dem Buch von Christine Finke habe ich keine neuen Erkenntnisse erwartet, denn das, was ich bisher von ihr las auf Twitter oder auf ihrem Blog, war für mich längst überholt, bekannt und nichts neues. Ich merkte, dass sie das Ausmaß des Patriarchats, dessen Entstehung und Auswirkung und auch den Zusammenhang mit der frühzeitlichen Menschheitsgeschichte (noch!) nicht erfasst hatte. Dennoch weiß ich, dass sie eine intelligente Frau und gute Schreiberin ist und habe es auch nicht zuletzt deshalb gekauft, um ein Zeichen der Solidarität mit allen alleinerziehenden Müttern zu setzen (das Thema Solidarität unter Frauen und Müttern habe ich später in diesem Artikel aufgegriffen). Ob es gesehen wird, bleibt dahin gestellt, denn ich weiß, dass ich wegen meiner Ansichten bei vielen gerade unter den jüngeren bloggenden Müttern nicht beliebt bin.

Das Buch von Christine Finke ist ein Erfahrungsbericht, und zwar ein erschütternder. Ich kann förmlich die Erschöpfung, die Wut, die Trauer, die Verzweiflung und die Existenzangst spüren, die aus ihren Zeilen spricht. Verglichen mit meiner Situation ist und war ihre deutlich prekärer: Sie hat drei Kinder, ich nur zwei. Ihre waren bei der Trennung deutlich jünger, das jüngste sogar noch ein Baby. Meine beiden Söhne waren 13 und 15, als ich mich von meinem Mann trennte und mit ihnen in eine kleinere Wohnung zog. Mein Ex zahlte von Anfang an Unterhalt bis heute, so dass ich nie finanziell wirklich Not litt. Auch war das Umgangsmodell bei mir der Klassiker „Wochenendpapa“ und lief einigermaßen reibungslos ab. Doch ein Spaziergang war es auch für mich nicht. Ich versuchte es mit Selbstständigkeit, scheiterte aber daran. Dann hangelte ich mich von Arbeitslosigkeit über Krankheit zu Arbeitslosigkeit in drei prekäre Beschäftigungsverhältnisse, von denen das letzte am vielversprechendsten war und urplötzlich noch in der Probezeit endete. Und nebenher all die zusätzlichen Belastungen mit Schule, Haushalt etc, die Christine Finke hinreichend in ihrem Buch beschreibt. Nun bin ich wieder arbeitslos, habe aber auch schon wieder etwas in Aussicht, ganz knapp vor Harz IV. Mit 55 Jahren halte ich das allmählich für eine Zumutung, denn ich wünsche mir nichts sehnlicher als endlich meine Ruhe, um dem nachgehen zu können, wofür ich leben will und was mich interessiert.

Anders als Christine Finke bin ich aber der Meinung, dass politisch gesehen keine Lösung für uns Mütter in Sicht ist, so lange sich die Menschen in dieser patriarchalen, hochzivilisierten, fortschrittlichen Gesellschaft nicht des Ursprungs der Natur der Spezies Mensch bewusst sind. Und das können sie auch gar nicht, weil ihnen erstens die Erfahrung und zweitens das Wissen fehlt. Statt dessen wird ihnen mit Gender-Study-Ideologien das Gehirn vernebelt. Dabei ist das Wissen um die matrifokale Soziologie längst da. Es wird nur nicht gelehrt, weder an den Schulen noch an den Universitäten, sondern ignoriert bis unterdrückt, denn es birgt einfach zu viel Sprengstoff für diese Gesellschaft. Die Tatsache, dass die Institution Ehe und die Paarfamilie mit Kind der Kern des Patriarchats ist, haben nur wenige erkannt und wird deshalb nicht (von der Politik schon gar nicht) in Frage gestellt. Das BMFSFJ hält die Fahne der Ehe und Familie hoch. Auch Christine Finke tut das, obwohl sie von dem goldenen Ehe-Käfig mit nachfolgendem Alleinerziehenden-Knast mit Freigang zu Kita-Zeiten schreibt. Nach wie vor schreibt sie von Kinderarmut und übersieht dabei, dass es sich vornehmlich um Mütterarmut handelt. Dabei ist sie selbst das beste lebende Beispiel dafür.

An einer Stelle beschreibt sie den Schmutz in ihrer Wohnung. Danach überkam sie ein Putzanfall. Sie schreibt dazu: „Wer den Schmutz sieht und benennt, kann ihn nicht mehr übersehen.“

Genau das ist der Punkt.