Meine paar Worte zur Prostitution

Liebe Prostitutionsbefürworterinnen,

mit diesem Post möchte ich nur kurz meine Sicht auf das Thema Prostitution zum Ausdruck bringen. Und dann nie wieder von einer von euch darauf angesprochen werden.

Grundsätzlich lehne ich Prostitution ab, weil ich sie als ein Symptom des Patriarchats und des Kapitalismus sehe. Ich lehne aber in erster Linie das System ab, weil es für die Ungleichheit zwischen Menschen, explizit Männern und Frauen, Weißen und Farbigen, Reichen und Armen, Gebildeten und Ungebildeten, Hetero- und Homosexuellen und überhaupt Hetero- und Anderssexuellen usw. sorgt.

Ich bin der festen Überzeugung, dass Prostitution nur in diesem System existieren kann. Prostitution ist für mich auch nicht nur das Anbieten von Sex gegen Geld, sondern überhaupt das Ausüben einer Tätigkeit ausschließlich aus der Motivation heraus, dafür Geld zu bekommen. Denn in diesem System ist das Überleben mit dem Erhalt von Geld gekoppelt.

Alles andere, was zwischen Menschen in sexueller Hinsicht zustande kommt, also wo Geld keine Rolle spielt, bezeichne ich schlimmstenfalls als Pornografie, sofern Liebe fehlt. Doch was immer auf beiderseitigem Einverständnis geschieht, hat mit Prostitution nichts zu tun.

Da ich Prostitution ablehne, wird mir derzeit sofort unterstellt, ich wäre auch dafür, diese zu verbieten. Das bin ich ausdrücklich nicht! Ich bin gegen ein Prostitutionsverbot, aber deshalb noch lange nicht für Prostitution.(Update: Ich bin für eine Gesellschaft ohne Prostitution. In meinen Augen ist sie nur durch ein Umdenken erreichbar. Verbote halte ich grundsätzlich für problematisch, egal, auf welchem Gebiet. Dennoch: Ich würde heute, um der Prostitution, ganz besonders der Lobby dahinter, Einhalt zu gebieten, auch für ein Verbot stimmen.) Es liegt mir fern, alle, die mit Prostitution ihr Geld verdienen, zu verdammen. Und ich werte damit auch nicht das Engagement der betroffenen Prostituierten ab, für bessere Bedingungen zu kämpfen.

Ja, ich halte das ganze System Patriarchat und Kapitalismus für pervers. Weil es das Menschsein degradiert, abwertet und in Frage stellt, und nicht nur das Menschsein, auch das Sein aller Kreaturen auf diesem Planeten. Prostitution ist ein Teil davon, und zwar einer der finstersten. Ich glaube daran, gäbe es weder Patriarchat noch Kapitalismus, gäbe es auch keine Prostitution. Denn sie gehört einfach nicht zu einem guten Leben von Lebewesen, die sich auf Augenhöhe begegnen.

Ich bin Musikerin, Sängerin, Künstlerin. Mir liegt nichts, wirklich nichts ferner als anderen Menschen irgend etwas Böses zu wünschen oder zu wollen. Warum also sollte ich mit meinen Aussagen und Erkenntnissen anderen schaden wollen? Das Gegenteil ist der Fall. Wenn ich sie veröffentliche, dann nicht, um andere zu belehren oder ihnen etwas zu unterstellen, sondern um eine Botschaft zu senden in der Hoffnung, sie möge auf offene Ohren treffen. Deshalb schreibe ich hier noch einmal den Satz auf, der mir von einer Frau, die ich bisher sehr schätzte, um die Ohren gehauen wurde:

„Das Benutzen von fremden menschlichen Körpern zur eigenen sexuellen Befriedigung als Dienstleistung zu definieren offenbart in meinen Augen die ganze Perversität des patriarchalen und kapitalistischen Systems.“

Ich überlasse es jetzt meinen Leser_innen, das für sie passende da hinein zu interpretieren.

God moves in a mysterious way.
(Ausschnitt aus Liveaufnahme der Aufführung der Kantate „Saint Nicolas“ von Benjamin Britten; Konzert vom 3.11.2013 in St. Johannis Hamburg-Harburg. Das mache mir erst mal eine/r nach)

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Update: Karlsruher Appel gegen Prostitution

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